Gelungener Formtest

Im Testlauf: Anna Lütjen pulverisiert alleine gegen die Uhr den Kreisrekord

Unter normalen Umständen wäre die Leichtathletiksaison schon in vollem Gange, aber nach den Landes-Crossmeisterschaften wurden bekanntlich alle Wettkämpfe in Niedersachsen bis Ende Juni abgesagt. Schade nicht nur für die ehrgeizigen Leichtathleten, die seit Monaten nur unter sehr schwierigen Bedingungen ein gezieltes Training durchführen können. Nicht so für die gerade fünfzehn Jahre alt gewordene Läuferin Anna Lütjen, die in Zeiten der Kontaktsperre weitgehend auf sich gestellt, aber nach einem ausgeklügelten Trainingsplan ihres Trainers, ein systematisches Lauftraining durchführen konnte. Ausgerichtet ist dieser Plan auf den erhofften Wettkampfbeginn nach den Sommerferien mit dem Ziel, sich für die Deutschen Schülermeisterschaften zu qualifizieren. Kürzlich wurde nun für sie ein „Trainingswettkampf“ auf der Laufbahn angesetzt, um den derzeitigen Leistungsstand und damit die Effizienz des Trainingsplans zu überprüfen. Sie sollte dabei über 3000 Meter in etwa 10:50 Minuten die Qualifikationsnorm für die DM der Klasse W15 unterbieten, wobei das darauf ausgerichtete Lauftempo ständig auf den 200-Meterabschnitten überwacht und gesteuert wird. In der Trainingswissenschaft gilt als erwiesen, dass ein Athlet unter Trainingsbedingungen – auch bei maximalem Willenseinsatz – nur etwa 95 - 97 Prozent seines tatsächlichen Leistungsvermögens erreichen kann. Durch Faktoren wie Adrenalinausschüttung, Gegnereinfluss usw. wird dann in der realen Wettkampfsituation meist eine deutlich bessere Leistung erzielt. Bei kühlen Temperaturen spulte sie wie ein Uhrwerk Runde für Runde und nicht an der Leistungsgrenze laufend die aussagekräftige Strecke ab und erreichte nach beherztem Endspurt in überragenden 10:43,8 Minuten das Ziel. Zum Vergleich: diese Leistung liegt zirka 17 Sekunden unter dem bestehenden Kreisrekord und hätte in den letzten sechs Jahren immer für einen Platz unter den besten Zwölf bei den Deutschen Meisterschaften gereicht, im Jahr 2018 sogar zu Platz vier. Und da ist noch nicht die im Wettkampf zu erwartende Leistungssteigerung um 3 – 5 Prozent einberechnet, mit der sie schon in den Medaillenrängen gelegen hätte.Dieser sehr gelungene Formtest beweist, dass das bisher absolvierte Training voll aufgegangen ist, und dass sie mit der dadurch gewonnenen Motivation vor einer – hoffentlich – überragenden Saison steht, die ihr ja bereits zwei Landesmeistertitel in der Halle und im Crosslauf beschert hat.